Pferdedecken im Sommer – sinnvoll oder überflüssig?
Die Temperaturen steigen, die Weiden sind saftig grün und dein Pferd genießt den Sommer. Doch kaum ist das Pferd draußen, siehst du es: Pferde mit Decke – bei 25 Grad. Vielleicht hast du dich auch schon gefragt: Braucht mein Pferd im Sommer wirklich eine Decke? Oder ist das übertrieben?
In diesem Beitrag zeige ich dir, wann eine Decke im Sommer tatsächlich sinnvoll ist – und wann sie deinem Pferd eher schadet. Denn wie bei so vielem in der Pferdehaltung gilt auch hier: Es kommt darauf an.
Wann ist eine Decke im Sommer überhaupt sinnvoll?
Nicht jedes Pferd braucht im Sommer eine Decke. In einigen Fällen kann sie aber durchaus ihren Zweck erfüllen. Entscheidend ist, dass du dein Pferd individuell betrachtest – Alter, Gesundheitszustand, Haltung und Fellstruktur spielen eine wichtige Rolle.
Hier sind die häufigsten Gründe, warum Pferde im Sommer eingedeckt werden:
1. Fliegenschutz
Die wohl häufigste und sinnvollste Anwendung: Die Fliegendecke.
Gerade auf der Weide können Bremsen, Stechfliegen und Kriebelmücken zur echten Plage werden – für sensible Pferde ist das nicht nur unangenehm, sondern kann zu Nervosität, Hautentzündungen oder sogar Sommerekzem führen.
Wann sinnvoll?
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bei empfindlicher Haut
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bei starker Insektenbelastung
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bei Sommerekzemern
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bei allergischen Reaktionen auf Stiche
Achte bei der Fliegendecke auf:
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atmungsaktives, leichtes Material
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guten Sitz ohne Scheuerstellen
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Bewegungsfreiheit an Schulter und Hals
Ergänzend zur Fliegendecke gibt es auch Fliegenmasken, Halsteile oder Bauchlatzdecken, um dein Pferd rundum zu schützen.
2. Ekzemerdecken
Für Pferde mit Sommerekzem kann eine spezielle Ekzemerdecke im Sommer enormen Schutz bieten. Diese Modelle bedecken fast den gesamten Körper und verhindern, dass Mücken an die empfindlichen Hautpartien gelangen.
Wichtig: Ekzemerdecken müssen täglich kontrolliert und gut angepasst sein – sonst kann es zu Hitzestau, Scheuerstellen oder Hautirritationen kommen.
3. UV-Schutz für helle Pferde
Hast du ein Pferd mit heller Haut (z. B. Schimmel, Cremellos, Isabellen), ist es empfindlich gegenüber starker Sonneneinstrahlung – besonders an unpigmentierten Stellen wie Nüstern, Ohren, Blesse oder am Rücken.
UV-Schutzdecken oder leichte Fliegendecken mit UV-Blocker können hier helfen, Sonnenbrand und Pigmentstörungen zu vermeiden. Alternativ kannst du auch mit Sonnenschutzcreme arbeiten – aber Decken bieten längeren Schutz.
4. Geschorene oder kranke Pferde
Einige Pferde, die auch im Sommer geschoren sind (z. B. Cushing-Patienten), können bei plötzlichen Wetterumschwüngen oder kühlen Nächten tatsächlich frieren – auch wenn es tagsüber warm ist. Hier kann eine leichte Sommerdecke in den frühen Morgen- oder Abendstunden sinnvoll sein.
Wann ist eine Decke im Sommer überflüssig oder sogar schädlich?
So nützlich Decken auch sein können – sie dürfen nicht zur Gewohnheit werden, wenn keine Notwendigkeit besteht. Denn: Eine Decke kann bei sommerlichen Temperaturen schnell zum Hitzestau führen. Dein Pferd kann darunter überhitzen, stark schwitzen oder Hautprobleme entwickeln.
Gefährlich wird es, wenn...
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die Decke nicht atmungsaktiv ist
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das Pferd in der prallen Sonne steht
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das Pferd bereits überhitzt oder stark schwitzt
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die Decke scheuert oder nicht gut sitzt
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die Decke nicht regelmäßig kontrolliert wird
Auch psychisch kann ständiges Eindecken problematisch sein: Pferde brauchen die Möglichkeit, sich durch Wälzen und soziale Fellpflege zu regulieren – eine Decke kann das einschränken.
Das solltest du beachten, wenn du dein Pferd im Sommer eindeckst
✔ Verwende nur leichte, luftige Materialien
✔ Achte auf gute Passform und Scheuerfreiheit
✔ Kontrolliere die Decke täglich – besonders nach starkem Schwitzen oder Regen
✔ Decke dein Pferd nur bei Bedarf ein – nicht aus Gewohnheit
✔ Sorge für ausreichenden Schatten und frisches Wasser auf der Weide
Fazit: Sommerdecken – individuell entscheiden
Ob eine Decke im Sommer sinnvoll oder überflüssig ist, hängt ganz von deinem Pferd ab. Fliegendecken, Ekzemerdecken und UV-Schutzmodelle können bei sensiblen Pferden viel Gutes bewirken – doch bei robusten Pferden ohne besondere Bedürfnisse ist weniger oft mehr.
Beobachte dein Pferd genau, wäge Nutzen und Risiko ab und entscheide dann individuell. Denn auch im Sommer gilt: Dein Pferd sagt dir, was es braucht – du musst nur genau hinsehen.