Pferde richtig anweiden: So gelingt der Start in die Weidesaison im Mai
Endlich Mai – das Gras wächst, die Weidesaison beginnt, und unsere Pferde freuen sich über frisches Grün unter den Hufen. Doch genau hier lauern Risiken: Kolik, Durchfall, Rehe oder Stoffwechselprobleme können durch zu schnelles Anweiden entstehen. Wer seine Pferde richtig anweidet, sorgt für gesunde Weidefreude ohne Bauchweh.
Warum Anweiden so wichtig ist
Frühlingsgras enthält viel Zucker (Fruktan), Eiweiß und Wasser – eine abrupte Umstellung von Heu auf junges Gras kann den empfindlichen Pferdemagen überfordern. Der Verdauungstrakt und die Darmflora brauchen Zeit, sich umzustellen. Richtiges Anweiden schützt vor:
- Koliken (Verdauungsstörungen, Blähungen, Schmerzen)
- Durchfall
- Hufrehe (insbesondere bei gefährdeten Pferden wie Ponys oder EMS-Tieren)
Die 7 wichtigsten Tipps fürs gesunde Anweiden
1. Langsam starten – Schritt für Schritt steigern
Beginne mit 10–15 Minuten Weidezeit am Tag. Steigere dann langsam, etwa alle 2–3 Tage um weitere 10–15 Minuten. So kann sich der Verdauungstrakt anpassen.
Beispiel für Anweideplan:
- Tag 1–2: 15 Minuten
- Tag 3–4: 30 Minuten
- Tag 5–6: 45 Minuten
...und so weiter – bis zu 4–5 Stunden, danach kann frei geweidet werden (je nach Pferd und Konstitution).
2. Nie hungrig auf die Weide lassen
Ein hungriges Pferd frisst gierig – das erhöht die Gefahr für Koliken und Rehe. Gib vorher eine Portion Heu, damit der erste Hunger gestillt ist.
3. Zuckerwerte im Gras beachten
An sonnigen, frostigen Frühlingstagen oder bei Stress für die Pflanze (z. B. nach Trockenheit) steigt der Fruktangehalt im Gras stark an – besonders gefährlich für rehegefährdete Pferde. Besser in den Nachmittags- oder Abendstunden anweiden, wenn der Zuckergehalt geringer ist.
4. Nicht bei Tau oder Nässe anweiden
Nasses Gras kann zu Blähungen und Durchfall führen – trockene Witterung ist besser zum Starten. Auch bei starkem Regen lieber pausieren.
5. Auf die Pferdetypen achten
- Robustrassen (z. B. Haflinger, Shetland, Fjord): Besonders fruktanempfindlich – langsam und mit Maß anweiden.
- EMS-/Cushing-/Rehepatienten: Nur mit Maulkorb, begrenzter Zeit und tierärztlicher Rücksprache!
6. Bewegung und Beobachtung
Sorge dafür, dass dein Pferd sich auf der Weide bewegt – das fördert die Verdauung. Beobachte täglich: Gibt es Blähungen, festeren Bauch, veränderte Äppel, Unruhe? Bei Auffälligkeiten sofort handeln.
7. Pferde langsam umstellen – auch mental
Für viele Pferde bedeutet der Weidebeginn auch Stress oder übermäßige Energie. Gewöhne dein Pferd auch mental und körperlich an die Weidezeit: Kein plötzlicher Wechsel von Box auf 8-Stunden-Wiese.
Zusatz-Tipp: Weidepflege nicht vergessen
Gesundes Gras beginnt beim Boden. Entferne regelmäßig Giftpflanzen, achte auf Überweidung und wechsel die Flächen. Eine Nachsaat im Herbst kann helfen, gesunde und robuste Grasarten zu fördern.
Fazit
Richtiges Anweiden ist kein Luxus, sondern lebenswichtig – für den Darm, die Hufe und das ganze Pferd. Mit Geduld, Achtsamkeit und einem klaren Plan wird der Start in die Weidesaison nicht nur gesund, sondern auch stressfrei. So genießt dein Pferd das frische Grün ohne Risiko – und du kannst dich entspannt mitfreuen.